Was ist Legasthenie, was LRS?

Legasthenie bezeichnet die Schwierigkeit beim Erlernen des Lesens und Schreibens und hat ihre Wurzeln in einer besonderen Form der Wahrnehmung bei dem betroffenen Menschen. Warum speichert sich das eine Kind jedes Wort scheinbar automatisch fehlerfrei und ein anderes schreibt und – oder liest das gleiche Wort auf jede erdenkliche Art falsch?

Häufig fehlen diesen Kindern für den mühelosen Umgang mit dem Lesen und Schreiben die visuellen oder auditiven Voraussetzungen, auch wenn sie tadellos sehen und hören. Das Gehörte und Gesehene wird nicht einwandfrei weiter verarbeitet und hindert die Kinder daran, die Buchstaben den Lauten richtig zuzuordnen und sie dann in der geforderten Reihenfolge wiederzugeben. Manche Kinder können ähnlich klingende Laute nicht unterscheiden, andere sehen die Unterschiede zwischen ähnlich aussehenden Buchstaben nicht. Die Möglichkeit, sich ein Lautgebilde oder ein Wortbild zu speichern, kann fehlen.

Ebenso wichtig für das Erlernen des Lesens und Schreibens ist die Fähigkeit eines Menschen, sich sowohl im eigenen Körperraum als auch im Raum, der ihn umgibt, zurechtzufinden. Diese Fertigkeit ist unabdingbar, um die Buchstaben, die sich nur durch die Lage im Raum voneinander abheben, – wie etwa das b – d – p – q – zu unterscheiden. Genauso muss der Mensch sich der in unserem Kulturkreis üblichen Wahrnehmungs­richtung von links nach rechts bewusst sein und sich in dem Raum der Bücher und Hefte, auf den Seiten, Linien und an den Rändern zurechtfinden. Kann ein Mensch dies nur mit Mühe, so wird das Lesen und Schreiben erschwert.

Meistens ist ein legasthener Mensch gleich von mehreren oder allen Bereichen dieser besonderen Formen der Wahrnehmung betroffen, das heißt, es kann sein, dass ihm sowohl die visuelle als auch die auditive Voraussetzung für das problemlose Erlernen des Lesens und Schreibens fehlt, ebenso kann zusätzlich noch eine Raum-Lage-Unsicherheit vorliegen. Möglicherweise gab es schon in der frühkindlichen Entwicklung des Kindes Auffälligkeiten, die auf die beschriebenen Wahrnehmungen zurückgehen. Das kann sich in Problemen in der Grob- und Feinmotorik oder in der Sprachentwicklung äußern.

Inzwischen ist erwiesen, dass die Entwicklung einer Legasthenie genetisch bedingt ist. Es wurden Regionen auf Chromosomen gefunden, in denen Gene vermutet werden, die für die Lese- und Rechtschreibentwicklung relevant sind. Dies erklärt die familiären Häufungen. Bei einer Legasthenie handelt es sich ausdrücklich in keiner Art und Weise um eine Minderbegabung, sie ist nur eine andere Form, die Welt der Buchstaben wahrzunehmen! Vielleicht – aber das gehört in den Bereich der Spekulation - führt eine Legasthenie sogar zu besonderen Begabungen, das könnte man meinen, wenn man sich die Liste berühmter Legastheniker ansieht, hier einige Beispiele:

John F. Kennedy, Agatha Christie, John Lennon, Leonardo da Vinci, Albert Einstein, Johannes Gutenberg ...

Eine Lese-Rechtschreibschwäche ist im Gegensatz zur Legasthenie vorübergehend und kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, etwa durch eine Änderung der sozialen Situation, durch häusliche oder schulische Irritationen oder eine Krankheit. Natürlich wende ich mich ebenso an diese Kinder, das Training ist meistens weniger aufwendig und schreitet schneller voran.

Wenn einem legasthenen Kind nun Voraussetzungen für das mühelose Erlernen des Lesens und Schreibens fehlen, wenn alles Üben vergeblich ist, wie kann das Kind sich dann das Lesen und Schreiben aneignen?

Durch ein richtiges Training, das die Kinder auf eine andere Art und Weise anspricht als im herkömmlichen Sinne: Das ist jedoch keine Zauberei, sondern das Ergebnis fundierter wissenschaftlicher Forschung.

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